"Des Pöbels Herzen sind mein."
Schillers Abgrenzung und Funktionalisierung der Plebs als Programm
32 Seiten
Erscheinungsdatum: 07.02.2023
DOI https://doi.org/10.46500/83535275-003
Publiziert unter der Lizenz CC BY-NC-SA 4.0
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere Deutsche Literatur. 66. Jahrgang 2022
DOI https://doi.org/10.46500/83535275
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Ausgehend von Friedrich Schillers Kanonisierung als Dichter eines ›ganzen‹, das heißt in seiner Rezeption vereinten ›Volks‹, geht mein Beitrag seiner Verwendung und Funktionalisierung des ›Pöbels‹ als Terminus nach. Im Rückgriff auf begriffsgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Studien wird der eher pejorative und abgrenzende Gebrauch des ›Pöbels‹ als provokative Publikumsadressierung verstanden und am Beispiel ausgewählter Dramen (‚Die Räuber‘, ‚Die Verschwörung des Fiesko zu Genua‘, ‚Don Karlos‘, ‚Wallensteins Tod‘ und ‚Maria Stuart‘) sowie kunsttheoretischer Schriften (unter anderem ‚Gedanken über den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst‘) untersucht. Der Überblick ist um eine chronologische Einordnung bemüht und zielt darauf, herauszuarbeiten, welche semantischen Tendenzen sich in den Zuschreibungen der Plebs durch die ‚dramatis personae‘ vermitteln. Obwohl man annehmen könnte, dass sich Schillers Einstellung zum Volk mit den Ereignissen der Französischen Revolution ändert, kommt meine Analyse zu dem Schluss, dass die dramatisch inszenierte Rede vom ›Pöbel‹ – über Schillers verschiedene Werkphasen hinweg – immer schon die Idee einer ›ästhetischen Erziehung‹ des Publikums mit sich führt.
Building on Friedrich Schiller’s canonisation as a poet of the entire nation that was united in the reception of his works, at least in the 19th century, I examine his utilisation and functionalisation of the term ›Pöbel‹ (rabble). According to concepts of history of ideas and cultural studies, I understand the usage, however pejorative and excluding, as a provocative means of addressing the audience. Analysing selected dramas (‘Die Räuber’, ‘Die Verschwörung des Fiesko zu Genua’, ‘Don Karlos’, ‘Wallensteins Tod’ and ‘Maria Stuart’) as well as some of Schiller’s theoretical texts (for example ‘Gedanken über den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst’), I map out the semantic tendencies of the term which are expressed by the ‘dramatis personae’. Although it could be assumed that Schiller’s view of the people may have changed over the events of the French Revolution, I conclude that Schiller used the term ›Pöbel‹ as a dramaturgical tool to ›aesthetically educate‹ his audience during all stages of his career.
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