Nachleben und Dokumentation
'Antigone' als Modellbuch bei Bertolt Brecht
30 Seiten, 6 Abbildungen
Erscheinungsdatum: 07.02.2023
DOI https://doi.org/10.46500/83535275-008
Publiziert unter der Lizenz CC BY-NC-SA 4.0
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere Deutsche Literatur. 66. Jahrgang 2022
DOI https://doi.org/10.46500/83535275
zum Band
Der Aufsatz behandelt das Format des Modellbuchs bei Bertolt Brecht ausgehend von seiner ‚Antigone‘-Bearbeitung 1948. Für diese Aufführung entwickelt Brecht zusammen mit Ruth Berlau und dem Bühnenbildner Caspar Neher ein Modellbuch, um die Ausarbeitung und Inszenierung des Stückes zu dokumentieren. Der Aufsatz geht der Wechselbeziehung zwischen dem Brecht’schen Konzept des Modells und den Praktiken, Erzählverfahren und Medien der Dokumentation nach. Dabei erweist sich die Frage des Nachlebens als zentral sowohl für die Handlung der ‚Antigone‘ als auch für Fragen der Dokumentier- und Archivierbarkeit von Theaterarbeit. Der Aufsatz problematisiert das Modellbuch als wesentliches Beispiel für Brechts Werkpolitik, in welcher Ansprüche der Regulierung und Kontrolle mit solchen der ungeplanten Veränderung und Erneuerung im Konflikt stehen.
The paper elaborates on the format of the model book in Bertolt Brecht’s work, focusing on the 1948 production of ‘Antigone’. For this performance, Brecht developed a model book together with Ruth Berlau and the stage designer Caspar Neher in order to document the development and staging of the play. The paper explores the interrelation between Brecht’s concept of the model and the practices, narrative procedures, and media of documentation. In this context, the question of afterlife proves to be central both to the plot of ‘Antigone’ and to questions of documenting and archiving theatrical work. The paper problematizes the model book as an essential example of Brecht’s work politics, in which claims of regulation and control conflict with those of unplanned change and renewal.
Lucas Knierzinger
Lucas Knierzinger, geb. 1989, hat an der Universität Basel 2022 seine Promotion als Mitglied der Forschungsgruppe »Medien der Genauigkeit« abgeschlossen. Seither ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Briefwechseledition Johann Caspar Lavater an der Universität Zürich. Veröffentlichungen u. a.: Nachleben und Dokumentation. „Antigone“ als Modellbuch bei Bertolt Brecht (2023); Imagination und Genauigkeit. Verschränkungen in Künsten und Wissenschaften (Mithg., 2021); Snapshot (2021); Wegnetz einer histrionischen Historik. Zur Poetik der Vergegenwärtigung bei Thomas Kling (2020).
mehrWeitere Beiträge des Bandes
Seite 211-240 Nachleben und Dokumentation
Seite 271-303"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird"
Seite 457-462Teaching, Activism, and ‚Grenzenlos Deutsch‘