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Anna Lenz

"Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird"

Geschichtstheater als Literaturgeschichtstheater. Elfriede Jelineks 'Ulrike Maria Stuart'


33 Seiten
Erscheinungsdatum: 07.02.2023

DOI https://doi.org/10.46500/83535275-010

Lizenz CC BY-NC-SA 4.0
Publiziert unter der Lizenz CC BY-NC-SA 4.0

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AUS DEM BAND:
Buchcover:
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft
Internationales Organ für Neuere Deutsche Literatur. 66. Jahrgang 2022

DOI https://doi.org/10.46500/83535275
zum Band

Elfriede Jelinek schreibt 2006 ein Theaterstück, in dem Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin in Wechselbeziehung zu Maria Stuart und Elisabeth I auf die Bühne treten. ­‚Ulrike Maria Stuart‘ wirft mittels des Rückbezugs auf Schillers ‚Maria Stuart‘ Fragen nach der weiblichen Rolle und Stimme in der Geschichte einerseits, aber darüber hinaus auch in der Literaturgeschichte auf. Wie viel Handlungsfreiheit hat die Frau in der Geschichte? Wie geht Historiographie mit Weiblichkeit und Gewalt um? Wie vermittelt sich historisches Wissen im Geschichtstheater? Wie geht das Geschichtstheater mit dem Weiblichen um und in welchem Verhältnis steht es zu politischen Diskursen seiner Gegenwart? Jelineks Rekurs auf das wohl bedeutendste deutschsprachige Geschichtstheater in Verbindung mit den beiden Frauen am Kopf der ersten RAF-Generation formuliert geschichtstheoretische Fragen, die sich – so die These des folgenden Beitrages – auch ­poetologisch mit den historiographischen Deutungsverfahren von Geschichtsdramen und der Verantwortung innerhalb eines kulturell-kollektivem Gedächtnisses, die man dieser Gattung unterstellen mag, auseinandersetzen.


In 2006, Elfriede Jelinek wrote a play in which Ulrike Meinhof and Gudrun Ensslin ­appeared on stage in interaction with Mary Queen of Scotts and Elizabeth I. By referring back to Schiller’s ‘Maria Stuart’, ‘Ulrike Maria Stuart’ raises questions about the female role and voice within history on the one hand, but also in literary history on the other. How much agency does the woman have in the story? How does historiography deal with femininity and violence? How is historical knowledge conveyed in historical theater? How does historical theater deal with women and what is its relationship to the political discourses of its time? Jelinek’s intertextual return to what is probably the most important German-language history play in connection with the two women at the head of the RAF formulates historical-theoretical questions which – according to the thesis of the following article – also deal poetologically with aspects of historiographical inter­pretation in historical dramas and the responsibility those plays may withhold towards a collective and cultural memory.


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