Ingo Müller

"Aber was ist daran gelegen, wer unter der Maske steckt?"

Zum Topos der Ununterscheidbarkeit von Antlitz und Maske im Kontext von Heinrich Heines Dichtungsästhetik des Rollenspiels


25 Seiten
Erscheinungsdatum: 16.04.2025

DOI https://doi.org/10.46500/83535662-007

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Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 2024
Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur, Bd. LXVIII

DOI https://doi.org/10.46500/83535662
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Ironie, Vielstimmigkeit und Maskerade sind Grundkonstanten in Heinrich Heines poetischem Werk und prägen das frühe lyrische Schaffen des Dichters von Anfang an.


Das permanente Changieren der lyrischen Rede zwischen Aufrichtigkeit und Pose, zwischen Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit, korrespondiert mit dem Topos der Ununterscheidbarkeit von Antlitz und Maske, der für Heines Dichtung von zentraler Bedeutung ist. In diesem Zusammenhang dienen Ironie, Ambivalenz und Maskenhaftigkeit in Heines Lyrik auf der Metaebene stets auch dem Ausdruck einer unentwirrbaren Verflechtung von Eigenem und Fremdem im Subjekt. Denn in der konstanten Doppelbödigkeit der lyrischen Rede, ihrer Verschiedenheit von sich selbst, gelangt die Alterität des Ichs unmittelbar zur Geltung. Hierbei erweist sich der existenzielle Rollenspielcharakter von Heines Dichtung als eine auf die Spitze getriebene Dialektik, die Rimbauds berühmte spätere Formulierung »Ich ist ein Anderer« mit spielerischem Ernst zur Geltung bringt.

Irony, polyphony of voices, and masquerade are fundamental constants in Heinrich Heine’s poetic work and characterize his early poetry from the very beginning. The permanent oscillation of the lyrical speech between sincerity and pose, between authenticity and inauthenticity, corresponds to the topos of the indistinguishability of face and mask, which is of central importance to Heine’s poetry. On a metalevel, irony, ambivalence, and masquerade in Heine’s poetry serve to express an inextricable interweaving of self and other in the subject. For in the constant ambiguity of the lyrical speech, its difference from itself, the alterity of the »I« manifests itself. The existential role-playing character of Heine’s poetry proves to be a dialectic taken to the extreme that brings Rimbaud’s famous later formulation »I is another« to bear with playful seriousness.


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