Yashar Mohagheghi

Vom Affekt zur Allegorie

Freude als Kohäsions- und Reflexionsfigur im 18. Jahrhundert (Hagedorn, Klopstock, Schiller)


22 Seiten
Erscheinungsdatum: 16.04.2025

DOI https://doi.org/10.46500/83535662-003

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Buchcover von »Vom Affekt zur Allegorie«
Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 2024
Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur, Bd. LXVIII

DOI https://doi.org/10.46500/83535662
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Die Freude stellt im 18. Jahrhundert eine wichtige Emotion mit Symbolkraft dar.


Während sie für das Subjekt den emanzipativen Selbstentwurf sanktioniert, fungiert sie zugleich als Kohäsionsverstärker in kollektiven Vergesellschaftungspraktiken. In diesem Sinne bedient sie eine doppelte identitätsstiftende Funktion. Dabei ist die Freude von Anfang an durch eine duale Struktur gekennzeichnet: Während sie als Psychotechnik den individuellen und geselligen Selbstentwurf performativ vollziehen soll, wird sie zugleich zur Reflexionsfigur überformt. Diese Objektivierungstendenz erweist sich als geschichtlicher Entwicklungstrend, wie am Beispiel von Hagedorn, Klopstock und Schiller gezeigt werden soll. Gegen Jahrhundertende hat sich die Freude vom Affekt zur Allegorie verschoben und beansprucht nunmehr normative Geltungskraft. Sie wird zu einem lesbaren ›Geschichtszeichen‹ (Kant), das die Gemeinschaft nicht nur kraft ihres Vermögens herstellt, sondern zugleich auch symbolisiert.

In the 18th century, joy was an important emotion with symbolic power. While it confirmed the subject’s emancipative self-design, it also strengthened social cohesion in collective association practices. In this sense, it has an identity-forming effect in two respects. From the outset, joy is characterized by a dual structure: While, as a psychotechnique, it is intended to perform the individual and sociable self-design, it is simultaneously transformed into a figure of reflection. This tendency towards objectification is also evident in its historical development, as will be shown using the examples of Hagedorn, Klopstock and Schiller. Towards the end of the century, joy shifted from an affect to an allegory and thus claimed normative validity. It becomes a legible ›Geschichtszeichen‹ (Kant) that not only performs but also symbolizes the community.


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DSBD, DSBF, DSC, DSG, DSK
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